Die römisch-katholische Pfarrkirche Schlins ist dem Dogma der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter geweiht und gehört zum Dekanat Feldkirch in der Diözese Feldkirch.
Die 1699 geweihte Kirche steht unter Denkmalschutz; vom Vorgängerbau erhalten blieben lediglich der Turm sowie das Vorzeichen als Teil des ehemaligen Mittelschiffs.
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Das barocke Kirchengebäude, zu dessen Errichtung die Schlinser Bevölkerung unentgeltlich gut 7000 Arbeitstage Frondienst leistete, besteht aus einem Langhaus und einem eingezogenen Chor unter einem gemeinsamen Satteldach. Den Nordwestturm ziert eine Zwiebelhaube. Nördlich und südlich an Langhaus und Chor schließen Sakristeianbauten unter Walmdächern an. Die Westfassade hat ein gemauertes Vorzeichen mit einem Kreuzrippengewölbe auf einer Rundbogenarkade auf zwei Säulen. Der Turm mit einer Zwiebelhaube von 1790 hat ein zweigeschossiges Obergeschoss mit rundbogenförmigen Schallöffnungen und eine achteckige Glockenstube mit flachbogigen Schallöffnungen.
Das zweijochige Langhaus verfügt über ein Tonnengewölbe mit tiefen Stichkappen. In jedem Joch gibt es zwei Flachbogenfenster, darüber Rundfenster – zusätzlich Stuckbänder mit Blättern und Vierpassfelder. Die Westempore mit einer geschwungenen Brüstung mit Stuckdekor aus der Mitte des 18. Jahrhunderts steht auf zwei Säulen. Der hohe Chorbogen öffnet zu dem einjochigen, eingezogenen Chor mit 3/8-Schluss und einem Kreuzrippengewölbe auf Kämpfern.
Der ursprünglich aus der St.-Anna-Kapelle stammende, um 1500 entstandene gotische Flügelaltar besteht aus einem Mittelschrein mit den Figuren der Heiligen Katharina, Blasius und Barbara sowie eines heiligen Priesters mit Birett, Kasel und Kelch. Die Seitenflügel zeigen als Hochreliefs den hl. Nikolaus sowie die Heiligen Wendelin, Sebastian und Antonius den Einsiedler. Die Predella zeigt die Abendmahlszene, das fehlende Gesprenge oberhalb des Altaraufbaus wurde durch eine Kreuzigungsgruppe und zwei kleine Statuen der Heiligen Ursula und Agnes ersetzt, die ebenfalls aus St. Anna stammen. Die bemalten Außenseiten stellen die Verkündigung an Maria dar.
Die Seitenwände des Kirchenschiffs werden von Kreuzwegstationen aus dem frühen 18. Jahrhundert geziert, darüber befindet sich links eine lebensgroße Statue der hl. Barbara mit Kelch und Schwert; auf der gegenüberliegenden Seite ist die entsprechende Statue eines heiligen Bischofs oder Kirchenlehrers mit Buch und Hirtenstab angebracht. Diese stellt möglicherweise den hl. Nikolaus dar, als typisches Attribut fehlen ihr jedoch die drei goldenen Kugeln auf dem Buch. Die Figuren wurden gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Stil des Hochbarock gefertigt und stammen vom ehemaligen Hochaltar der alten Kirche von 1699.
Die Nordseite des Eingangsbereichs wird von einer Statue der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria auf einer Konsole geschmückt. Die Madonna steht auf einer Weltkugel, um die sich eine Schlange als Symbol des Satans windet, zu ihren Füßen eine Mondsichel. (Autor: Dr. Dieter Petras) |
Die laut den Quellen 1512 geweihte, gemäß neuesten Erkenntnissen der Bauforschung jedoch gut hundert Jahre ältere Kapelle steht an einer Kreuzung mehrerer Straßen. Sie hat ein rechteckiges Langhaus und einen eingezogenen Chor unter einem gemeinsamen Satteldach. Markant ist der Glockenturm als mittiger Dachreiter mit einem Spitzhelm. Nördlich am Chor wurde 1846 die Sakristei angebaut.
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Die Giebelseite hat ein abgefastes Rundbogenportal mit einem kleinen Vordach. In der südlichen Fassade ist eine Flachbogennische, die einst von einem Fresko geziert wurde, das Anna Selbdritt und die Heiligen Jodok und Lucia zeigte, wie sie auf dem Hochaltar dargestellt sind. Damit wollte man Passanten die Gelegenheit geben, in kurzer Andacht dem Heiligtum auf dem Hochaltar symbolisch nahe zu sein. Das Langhaus mit Spitz- und Flachbogenfenstern hat eine Flachdecke über einem durchlaufenden Gesims mit einer Hohlkehle. Der Triumphbogen, ein Spitzbogen, ist abgefast. Der eingezogene, einjochige Chor mit 3/8-Schluss hat ein Kreuzrippengewölbe mit zwei runden Schlusssteinen, aufgelegt auf Konsolzapfen und vier Spitzbogenfenster mit Maßwerk.
Das Fresko im Chor zeigt die Heiligen Jakobus und Barbara und stammt aus der Hand desselben Künstlers, der auch das leider abgegangene Nischenfresko an der Außenfassade gestaltete. Das 1820 von Josef Andreas Jehly gemalte Fresko im Langhaus zeigt die Aufnahme des hl. Bischofs Ulrich in den Himmel.
Der als Hochaltar dienende gotische Flügelaltar von 1516 zeigt in der Mitte Anna Selbdritt flankiert vom hl. Jodok und der hl. Lucia. Das Predellagemälde von 1649 stellt die Beweinung Christi dar. Im Gesprenge des Flügelaltars steht mittig eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, links der hl. Magnus und rechts der hl. Rochus. An den Flügelinnenseiten sind Gemälde von 1516: links der hl. Joachim und rechts der hl. Josef. Die Flügelaußenseiten von 1649 zeigen links die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara. An der Schreinrückseite ist die hl. Sippe und an der Predellarückseite der hl. Wolfgang links, in der Mitte der Schmerzensmann und rechts der hl. Leonhard, alle aus 1516, dargestellt.
Der 1657 auf Veranlassung von Leonhart Mähr und seiner Frau Anna Maria Schenk errichtete linke Seitenaltar zeigt eine Kopie des berühmten Maria-Hilf-Bildes von Lucas Cranach d. J. aus der Dom- und Propsteikirche St. Jakob in Innsbruck zwischen einem Aufbau aus zwei Säulen mit geradem, gekröpftem Gebälk und einem gesprengten Giebel. Darauf stehen die Figuren des hl. Magnus links und des hl. Leonhard rechts. Das Oberbild zeigt Gottvater und den Heiligen Geist und trägt als Figuren den hl. Michael, zwei stehende Putten und zwei Engel. Zwei Wappenkartuschen verweisen auf die Stifterfamilien Mähr und Schenk. Das Antependium von 1765 zeigt die hl. Dorothea.
Der wohl kostbarste Schatz ist jedoch der Dreikönigsaltar auf der rechten Seite, ein spätgotischer Flügelaltar aus 1481. Die Figurengruppe im Schrein zeigt die Anbetung des Jesukinds durch die Heiligen Drei Könige. Das Predellagemälde in der Mitte zeigt Christus mit Maria und Johannes, links den hl. Jakobus und rechts den hl. Andreas. An den Flügelinnenseiten befinden sich Reliefs, links der Heiligen Wolfgang und Laurentius, rechts der Heiligen Jakobus und Magnus. An den Flügelaußenseiten befinden sich Gemälde der Heiligen Sippe. Im Gesprenge sind Figuren der Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. Das Antependium zeigt den hl. Ulrich.
Die Kreuzwegstationen von 1768 malte Joseph Walser. Es gibt eine äußerst fein geschnitzte, mit berührendem Antlitz versehen Figur Anna Selbdritt von 1510 und ein Kruzifix aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Die Vortragsstange mit der Figur Maria mit Kind ist aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Das Chorgestühl ist aus dem 17. Jahrhundert. Ein weiterer bedeutender Kunstschatz ist der über dem Eingang angebrachte, 1607 errichtete Epitaph der Herren von Altmanshausen. Auf der linken Seite findet sich eine Abbildung Jerusalems zu Ehren des 1560 auf der Heimreise von einer Pilgerfahrt gestorbenen Joseph von Altmannshausen. Die rechte Seite zeigt am unteren Bildrand die Feldkircher Pfarrkirche St. Nikolaus – den heutigen Dom – und daneben leicht erhöht das Hubamt als Amtssitz der Herren von Altmannshausen und heutige Bezirkshauptmannschaft. Darüber dargestellt ist die Aufnahme Mariae in den Himmel, auf den Bildleisten darunter befindet sich die Darstellung der Beweinung des verstorbenen Pilgers durch dessen Familie. Einst hatte dieses Epitaph einen altarartigen Aufsatz mit Attika und Giebel im Renaissancestil. Da dieser Aufsatz stark vom Holzwurm befallen war, hat man ihn entfernt und vermutlich verbrannt, jedenfalls ist er nicht mehr vorhanden. Es wäre heute nicht mehr vorstellbar, einen Teil dieses Kunstwerkes einfach zu vernichten, anstatt ihn zu restaurieren. (Autor: Dr. Dieter Petras) |